NÜRNBERGER NACHRICHTEN - 11.9.2004 - [B0409117]

Thema "U-Bahn an der Endstation?"

"Leistungsfähig"

Plädoyer für mehr Straßenbahnen

Gastbeitrag von Stefan Scherer

Bezieht sich auf: B0409112 (Zeitungsbericht)
Bezieht sich auf: B0409114 (Kommentar)

Mit der U-Bahn versöhnt zeigt sich Stefan Scherer vom Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN). Doch sein Herz schlägt erkennbar für die Straßenbahn. Hier sein Gastbeitrag:

Die Frage ist nicht, U-Bahn oder Straßenbahn. Wir haben und brauchen beides. Weltweit präsentiert sich die Straßenbahn als leistungsfähiges, wirtschaftliches und umweltfreundliches Verkehrsmittel. Ununterbrochen führen Städte die Straßenbahn wieder ein, die sie vor Jahrzehnten auf den Schrott geschickt haben. Mit Bussen allein war die Trendwende zu weniger Verkehrsbelastung nun mal nicht zu schaffen.

In Nürnberg wurde 1961 die Altstadtstrecke Rathenauplatz-Rathaus abgeschafft, weil sie sich mit dem Auto-Durchgangsverkehr nicht vertrug. Jetzt sollte die attraktive Sebalder Seite endlich wieder von einer Straßenbahn erschlossen werden. Entlang der Erlanger Straße haben sich Gewerbebetriebe angesiedelt, sind Wohnsiedlungen neu entstanden. Die Unistandorte Erlangen-Südgelände und Nürnberg sind schlecht verbunden. Mehrfach haben Gutachten die Effizienz einer von Thon über Boxdorf nach Erlangen verlängerten Schnellstraßenbahn bewiesen.

Überfüllte Omnibusse

Im Süden in Worzeldorf, Herpersdorf und Kornburg wachsen seit 1975 Wohnsiedlungen aus den Feldern, und schon eine Generation Heranwachsender konnte es bereits nicht erwarten, die überfüllten Omnibusse mit dem eigenen Auto zu tauschen. Auch hierhin müssen die Gleise wachsen. Für den Westkorridor in Richtung Landkreis Fürth gilt dasselbe.

Fest steht: Nur ein paar Kilometer Tunnel in der Kernstadt zu bauen, reicht nicht aus. Das war das U-Bahn-Konzept der vergangenen Jahrzehnte. Jetzt muss das Netz an den Stadtrand wachsen. Hierfür ist der U-Bahn-Tunnel eine Nummer zu groß; jetzt schlägt die Stunde der Straßenbahn, die mit wenigen Verbesserungen zu einer hocheffizienten Infrastruktur werden kann.

Gerade in einer Zeit knapper Finanzen ist es richtig, auf die Straßenbahn zu setzen, wo man für dasselbe Geld wie für einen Kilometer U-Bahntunnel bis zu 10 Kilometer oberirdischer Strecke bauen kann.

Siehe auch NN-Themenseite "U-Bahn an der Endstation?" vom 11.9.2004 (Seite 15): B0409111

STEFAN SCHERER - 11.9.2004 0:00 MEZ

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