NÜRNBERGER NACHRICHTEN - 11.9.2004 - [B0409112]

Thema "U-Bahn an der Endstation?"

"Das sind nur Denkansätze, mehr nicht"

Schönfelders Vorschläge zur U-Bahn stoßen auf Kritik - Bürgermeister beruhigt Landrätin Pauli

Der Vorschlag des SPD-Fraktionsvorsitzenden Gebhard Schönfelder, aus Kostengründen künftig auf den Bau weiterer U-Bahnstrecken zu Gunsten neuer Straßenbahnlinien zu verzichten, stößt nicht nur im Nürnberger Westen und im Landkreis Fürth, sondern auch bei eigenen Genossen auf Vorbehalte und Kritik. Selbst bei den städtischen Verkehrsbetrieben hält man das dadurch zementierte Ende der U-Bahnlinie 3 an der Gustav-Adolf-Straße für falsch.

Nach den Vorstellungen Schönfelders endet die U-Bahn-Geschichte der Stadt mit der Fertigstellung der U 3 zwischen Klinikum und Gustav-Adolf-Straße. Über die Fortführung der Strecke bis nach Gebersdorf (Fürth-Süd) und den Anschluss des Landkreises Fürth an den öffentlichen Nahverkehr könne man reden, wenn dort Klarheit über das Wie bestehe, sagt der Nürnberger SPD-Fraktionschef. Schönfelder hatte den Schwenk in Absprache mit Oberbürgermeister Ulrich Maly in einem Gespräch mit der NN-Lokalredaktion Anfang August bekannt gegeben. Begrü6szlig;t wird die Initiative mittlerweile von den Grünen und den "Freien".

"Mit uns hat bisher keiner gesprochen. Wir wissen alles nur aus der Zeitung", ärgern sich die Bürgermeister von Zirndorf, Gert Kohl, und Oberasbach, Bruno Allar (beide SPD), über den Vorstoß des Genossen aus Nürnberg. Immerhin stehe seit dem Jahr 2000 fest, dass nur eine Weiterführung der U-Bahn ab Gebersdorf in den Landkreis wirklich Sinn macht.

Jetzt so zu tun, als sei der Landkreis im Zugzwang, decke sich nicht mit der Wirklichkeit. Das Nürnberger Tiefbauamt habe sogar schon eine Machbarkeitsstudie für eine Strecke bis Zirndorf vorgelegt.

Landrätin überrascht

Eine standardisierte Bewertung (also die Klärung der Finanzierung und der Detailplanung) der Strecke, so war aus dem Nürnberger Rathaus zu hören, könnte schon längst vorliegen, wenn die städtischen Verkehrsbetriebe (VAG) endlich ihr Buskonzept vorlegen würden. Auch Landrätin Gabriele Pauli (CSU) gibt sich überrascht und irritiert. Denn erst Ende August hat ihr Bürgermeister Horst Förther in Vertretung des Oberbürgermeister schriftlich mitgeteilt, dass die Beschlusslage des Nürnberger Stadtrates, nämlich die Weiterführung der U 3 mit dem durch den Zuschussgeber und die Regierung festgelegten Endpunkt Gebersdorf "unverändert gilt". Weiter heißt es in dem Schreiben: "Neben der Trassenfestlegung des Stadtrates liegt für die U 3 auch eine gemäß Rahmenantrag genehmigte Linienführung durch die Regierung vor." Auf Grund der prekären Finanzlage der Stadt Nürnberg müsse man aber mit einer "zeitlich absehbaren Verzögerung" rechnen, die &auot;aber die Gesamtmaßnahme und die bislang seitens der Zuschussgeber getätigten Mittelreservierung nicht in Frage stellt".

Also alles nur Sommertheater, um den Koalitionspartner CSU, der (wie berichtet) die Zukunft mehrerer Straßenbahnlinien in Frage gestellt hat, zu ärgern? Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Lorenz Gradl: "Wer jetzt von einem Ende des U-Bahnbaus in Nürnberg redet, zieht die falschen Schlüsse. Die Vorschläge Schönfelders sind Denkansätze, die noch nicht in größerem Kreis besprochen wurden, mehr nicht."

Echte Katastrophe

Heide Schwarz, SPD-Stadträtin aus St. Leonhard, spricht ebenfalls von einer Diskussionsgrundlage, einer Idee, die nicht abgestimmt sei. Denn auch sie kann sich, wie auch der Bürgerverein Nürnberger Westen, schwer vorstellen, wie die U-Bahn-Endstation Gustav-Adolf-Straße einmal aussehen sollte. Ohne Park&Ride-Plätze wäre das für die Anwohner eine echte Katastrophe.

"Röthenbach lässt schön grüßen", schimpft auch der CSU-Stadtrat Volker Meyer. Für den Nürnberger Westen wäre es verheerend, wenn der Vorschlag Schönfelders eine Mehrheit fände. Denn an der Situation an der Gustav-Adolf-Straße werde sich dann nichts mehr ändern, weil für eine Straßenbahn Richtung Gebersdorf oder Landkreis Fürth nicht nur der Platz fehle. Es sei auch nicht besonders attraktiv für den Pendler aus dem Landkreis Fürth, wenn er auch seinem täglichen Weg von und nach Nürnberg dreimal das Verkehrsmittel wechseln müsste. Eine Meinung, die man auch bei der VAG vertritt. Technischer Vorstand Rainer Müller gegenüber der Lokalredaktion: "Es wäre nur logisch, wenn hier die U-Bahn weitergebaut würde. Eine Straßenbahn können wir uns nicht vorstellen, dafür fehlt die Infrastruktur."

Siehe auch NN-Themenseite "U-Bahn an der Endstation?" vom 11.9.2004 (Seite 15): B0409111 (dort Kommentar, Meinung und Gastbeitrag zu diesem Zeitungsbericht)

REINHARD SCHMOLZI - 11.9.2004 0:00 MEZ

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